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„Ich fühle mich seit der Heldenreise so viel
klarer mit dem, was ich will und was sich
gut anfühlt. Meine Angst und mein Mut sind
wieder in eine gesunde Balance gekommen.“
Inga S.

Gestalttherapie

"Nein, das hat nichts mit Töpfern zu tun." Obwohl die Gestalttherapie bereits Mitte des letzten Jahrhunderts begründet wurde und zu den wichtigsten Disziplinen der humanistischen Psychologie gehört, gibt es doch immer wieder großen Erklärungsbedarf.

Humanistische Psychologie

Grundpfeiler der Gestalttherapie ist ein großer Respekt vor dem Menschen als Individuum. Wir gehen davon aus, dass in der Psyche jedes Menschen enorme Selbstheilungskräfte vorhanden sind, die nur den richtigen Rahmen brauchen, um sich zu entfalten. Genau wie der persönliche Konflikt, ist auch seine Lösung bereits im Individuum (und nur dort) angelegt. Daher begegnet ein Gestalttherapeut seinem Klienten stets auf Augenhöhe, ohne "es besser zu wissen". Wesentlich ist auch eine ganzheitliche Sicht und Herangehensweise, die den Menschen auf den Ebenen Verstand, Gefühl und Körper begreift und anspricht. Ziel der humanistischen Psychologie ist die Entfaltung verantwortungsvoller und sich selbst verwirklichender Persönlichkeiten.

Entwicklung als Grundprinzip

In der Folge haben wir auch ein humanistisches Konzept von (psychischer) Gesundheit. Wir gehen davon aus, dass alles, was ein Mensch tut, eine Antwort auf sein Leben ist. Sein Handeln ist sein persönlicher Versuch, in seiner Umwelt überlebensfähig zu bleiben, "mit ihr klar zu kommen". Ist er damit zufrieden, so gibt es auch keinen Handlungsbedarf. Ist er jedoch unzufrieden mit sich und seiner Situation, so gibt es ein Entwicklungsbedürfnis - und genau mit diesem Wunsch nach Veränderung arbeiten wir in der Gestalttherapie.

Therapieziel

Der Glaube an die Entwicklungsfähigkeit und das Selbstheilungspotential bedeutet auch, dass Gestalttherapie sehr ergebnisoffen ist. In gestalttherapeutischen Sitzungen oder Seminaren wird auf jeden Fall eine Menge in Bewegung kommen und sich neu sortieren. Nur wie dieser neue Umgang mit einem selbst und der Umwelt am Ende aussieht, das weiß zu Beginn weder der Therapeut noch der Klient.

Ein Beispiel: Möchte ich Strategien, um meine Unsicherheit mit anderen Menschen besser beherrschbar zu machen, so gehe ich eher zu einem Verhaltenstherapeuten. Bei einem Gestalttherapeuten hingegen werde ich erforschen, was in diesen sozialen Situationen mit mir geschieht, und was ich selbst dazu beitrage. Ich lerne mich selbst und meine Muster besser kennen. Ich lasse Luft und Licht an erstarrte Bereiche meiner Persönlichkeit. Ich erlaube, dass Dinge in mir in Bewegung kommen, die ich gelernt habe, im Alltag "festzuhalten" oder "wegzupacken". Die Folge sind mehr Lebendigkeit und ein größerer Handlungsspielraum für eben beispielsweise den Umgang mit anderen Menschen.

Erlebnischarakter

Der Weg dorthin führt in der Gestalttherapie weniger über den Kopf und Analysen, sondern mehr über das Erleben und spielerische Erforschen. Der Fokus liegt nicht auf dem "Warum?", sondern auf dem "Wie?". Daher arbeiten wir nicht nur mit Gesprächen, sondern auch viel mit Experimenten, also spielerischem Ausprobieren.

Wieder ein Beispiel: Eine Klientin bedauert, dass ihre Umwelt so oft gereizt auf sie reagiert. Dann könnte ich sie beispielsweise ermutigen, mich versuchsweise mal so gereizt zu machen, wie sie nur kann. Ihr Erleben in diesem Experiment kann dann ganz unterschiedlich sein: Vielleicht entdeckt sie, dass es ihr Freude bereitet, auf diese Weise Kontrolle über die Situation zu haben. Oder vielleicht merkt sie, dass in Wirklichkeit sie selbst immer gereizter wird. Oder vielleicht fällt ihr auch auf, dass sie die Sätze, die sie dazu benutzt, aus ihrer eigenen Kindheit kennt. Auf jeden Fall wird sie am Ende etwas über sich erfahren haben, das in einer bloßen "Redekur" nicht so leicht sichtbar geworden wäre.

Der Therapeut als Gegenüber

Anders als die meisten klassischen Psychotherapeuten versucht ein Gestalttherapeut auch nicht, seine Persönlichkeit aus der Sitzung heraus zu halten. Vielmehr nutzt er seine eigenen Empfindungen, um dem Klienten eben genau diesen Raum zu eröffnen, in dem neue Erfahrungen möglich werden. Wenn eine Aussage ihn neugierig macht oder traurig, so wird er es dem Klienten rückmelden - und dann in der Regel fragen, wie es dem Klienten jetzt mit dieser Rückmeldung geht. Es geht also die ganze Zeit um den Klienten, der sich jedoch in der Interaktion mit dem Therapeuten als lebendigem, menschlich greifbarem Gegenüber besser selbst erfahren kann.

Genau das ist auch der Grund, warum ich meine Teilnehmer und Klienten generell duze >>