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„Durch die Heldenreise habe ich mich
wieder weiterentwickelt und blicke
demütiger auf mein Leben.“
Manuel H.

 

"In einer Versuchsanordnung von eleganter Einfachheit weist [Rosenhan] nach, daß gewisse Diagnosen in der Psychiatrie - ungleich den Diagnosen in allen anderen medizinischen Fachbereichen - nicht einen krankhaften Zustand definieren, sondern ihn erschaffen. Ist eine solche Diagnose einmal gestellt, so ist damit eine Wirklichkeit erfunden, in der auch sogenanntes normales Verhalten in der einen oder anderen Form als krankhaft gesehen wird. Von diesem Punkte an ist der Lauf der Dinge dann weder für den Patienten, noch für die anderen Beteiligten an dieser Wirklichkeitskonstruktion lenkbar: die Diagnose erschafft den Zustand; der Zustand macht das Bestehen der Institutionen nötig, in denen er »behandelt« werden kann; das Milieu der Institution (der Anstalt) erzeugt eben jene Hilflosigkeit und Depersonalisation des »Patienten«, die rückbezüglich die »Richtigkeit« der Diagnose bestätigt; das Ganze wird zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung, die schließlich auch der Patient glaubt und nach der er sein Leben einrichtet.
(...)
Wer weiß, in wie vielen anderen wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und persönlichen Belangen jene Mechanismen am Werke sind, die Rosenhan für die Psychiatrie beschreibt? Wer weiß, ob wir nicht alle (in einem viel unmittelbareren Sinne als Freud dies annahm) Ödipus’ Nachkommen sind und, genau wie er, im Bestreben, das Unheil abzuwenden, es rückbezüglich verwirklichen?"

Paul Watzlawick: "Die Erfundene Wirklichkeit. Wie wissen wir, was wir zu wissen glauben?" S. 65

15. May 2005 0 Kommentare

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